Materialkunde im Schnelldurchlauf (Keramik-Wiki)

Tone und die daraus entstehenden Keramiken waren vor der Globalisierung stark abhängig von lokalen Ton-Vorkommen. In Deutschland beispielsweise entwickelte sich die Porzellanindustrie und das Handwerk schwerpunktmäßig in unmittelbarer Nähe der Kaolinvorkommen. So war etwa der Kaolinabbau von Amberg/Hirschau verantwortlich für die großen Betriebe um Weiden (Selb, Rosenthal). Große Tonvorkommen im Westerwald führten ebenfalls zu einem Keramikschwerpunkt. Bekannt sind das Kannebäckerland und das Westerwälder Steinzeug. Ebenfalls mit beeinflussend war das Vorhandensein von Wäldern und damit die Möglichkeit der Holzfeuerung, zunächst die einzige Art des Brennens.

Abhängig von der Art den vorkommenden Tons lassen sich grob 3 Arten von Keramik unterscheiden.
Tone, die bei Temperaturen knapp über 1000°C gebrannt werden heißen Steingut. Steingut hat im Allgemeinen eine höhere Wasseraufnahme und ist nicht frostfest. Erkennen läßt sich Steingut leicht mit Hilfe einer Mikrowelle. wird eine gewässerte aber abgetrocknete Keramik in die Mikrowelle gegeben, so wird sie schnell heiß. Für Gebrauchsgeschirr ist Keramik deshalb nicht geeignet.  

Tone, die Temperaturen über 1200°C aushalten und auch sintern (Wasseraufnahme kleiner 3%), heißen Steinzeug. Sie besitzen eine höhere Dichte und damit eine bessere Bruchfestigkeit. Dies ist übrigens auch bei Bodenfliesen ein Qualitätskriterium. Steinzeug sollte heute als Standard bei der Gebrauchskeramik angesehen werden, da keine Speisereste in die Keramik eindringen können und die Hygienevorschriften besser eingehalten werden können.

Eine spezielle Keramik ist das Porzellan, welches (je nach Art) ab 1250°C sintert. Sintern ist gleichbedeutend mit schrittweisem Verglasen. Deshalb wird Porzellan ab dem Sinterpunkt durchsichtiger, was den eigentlichen Reiz des Materials ausmacht. Aufgrund seiner Zusammensetzung ist Porzellanmasse eine wenig plastische, schwer zu verarbeitende Masse, die deshalb auch ihren Preis hat.    

Generell kann man sagen, daß die Sintertemperatur keramischer Massen aufgrund der Zuschlagstoffe von braun (Mangan) nach rot (Eisen) nach weiß zunimmt. Ab dem Sinterpunkt werden die Massen strukturell instabil. Die Brenntemperatur ist also alleine nicht aussagekräftig. Ich messe bei jedem Ton die Wasseraufnahme und auch die Frostfestigkeit, damit meine Kunden z.B. bei Gartenkeramik oder bei Keramik im Gefrierschrank keine Überraschung erleben.

Der Anteil an Schamotten (gemahlenes Tonmehl) bestimmt zwar nicht den Sinterpunkt, aber die Toleranz der Keramik gegen thermische Schwankungen. Bei Raku-Keramik wird der glühende Ton bei etwa 1000°C aus dem Ofen genommen, bis auf 600°C an der Luft abgekühlt und dann in Sägespänen geräuchert. Eventuell wird die Keramik bei etwa 100°C aus der Räuchertonne genommen und mit Wasser abgeschreckt. Es ist verständlich, daß Keramik bei solcher Mißhandlung Schamotte benötigt, die ein Springen der Keramik verhindern.
Trotzdem soll auch Geschirrkeramik in den kalten Backofen gestellt werden und mit dem Ofen aufheizen. Bitte die heiße Keramik anschließend nicht auf kalte Steinplatten stellen sondern auf einen Gitterrost.

Schamotte werden generell auch gerne beim Herstellen der Keramik verwendet, wenn die Teile etwas größer werden. Dies gibt beim Aufbauen und Drehen mehr Stabilität und das Trocknen der Teile geht problemfreier. Trocknen ist generell ein Thema, da Keramik von außen nach innen trocknet und getrockneter Ton dichter ist als ungetrockneter. So können Spannungen beim Trocknen entstehen und auch beim ersten Brand, falls sich im Inneren der Tonwand noch Wasser befindet, welches kocht und zu Abplatzern führt.

Engoben sind geschlämmte Tonmehle, die auf die ungebrannte (rohe) Keramik aufgetragen werden und sich beim Trocknen, vor dem ersten Brand (Schrühbrand), mit der Keramik verbinden. Mit Engoben lassen sich die Oberflächen schamottierter Keramiken glätten, spezielle Reaktionen mit Feuer oder Sauerstoffmangel erzielen oder durch Einfärbung auch spezielle Tonfarben, ohne die gesamte Tonmasse färben zu müssen.

Der Schrühbrand dient dazu, die Keramik bruchfester zu machen, da bereits eine chemische Umwandlung durch das Verschwinden des Kristallwassers stattgefunden hat (Quarzsprung bei ca. 550°C). Die Schrühtemperatur beträgt ca 950°C bis 1050°C. Die Keramik bleibt porös genug, damit sie die Glasur im nachfolgenden Schritt noch gut annehmen kann. Nach dem Schrühbrand kann die Keramik glasiert werden. Die gelösten Glasurbestandteile werden durch Tauchen, Spritzen oder Pinseln aufgetragen. Sobald die Glasur und die geschrühte Keramik (Scherben) getrocknet sind, kann der Glasur- oder Glattbrand bis zur Endtemperatur erfolgen.

 

 
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