Die Ostseeglasur Challenge

Während unseres Ostseeurlaubs hatten wir die Idee, eine Glasur zu entwickeln, die komplett aus Rohstoffen besteht, wie sie am Ostsee-Strand zu finden sind. Kreide und Feuerstein (Quarz) gibt es an der Ostsee natürlich überall, aber woher nimmt man das Flußmittel? Nun ist ja das eiszeitliche Geschiebe am Strand ein Gemisch der verschiedensten Materialien und im Granit können hohe Mengen an Feldspat vorkommen (neben Quarz und Glimmer). Aber woran erkennt man „guten“ Granit? Ich habe sicherheitshalber mehrere Granitsorten mitgenommen, einen hellen Sala-Granit, einen rötlicheren Smoland-Granit und einen sehr roten Stein (rot ist ja ein Indikator für Feldspat)wink, der aber letztendlich kein Granit sondern ein Porphyr war.

Am Strand fand ich auch noch sehr schönen Toneisenstein und Limonit-Sandstein, die aufgrund der Farbe gut als Eisenoxidspender zum Einfärben der Glasur geeignet schienen.

Um die Steine besser mahlen zu können, werden sie zunächst gebrannt, damit das Kristallwasser aus dem Stein entweicht und das feste Gefüge durch Spannung an den Korngrenzen aufbricht.
Die so vorbereiteten Steine können dann in der Kugelmühle naß vermahlen werden. Der Schlamm wird gesiebt und getrocknet. Voila, fertig ist der Rohstoff.

Der Glasurrechner gibt einen ersten Anhaltspunkt, wie die Zusammensetzung der Glasur aus den Rohstoffen beschaffen sein kann (falls man den Feldspat-Anteil des Granit kennt). Hier sind jetzt auch der Wärmeausdehnungskoeffizient von Glasur und Ton zu berücksichtigen, sowie die Brenntemperatur.

 

Mit diesem Ausgangswert werden nun in einem Mischungsdreieck die drei Komponenten Granit, Quarz und Kreide systematisch variiert um so die optimale Zusammensetzung der Glasur experimentell zu ermitteln. Das Ganze natürlich dreimal, für jede Granitprobe extra. Zusätzlich habe ich gleich noch den Einfluß von Toneisenstein und Limonitsandstein auf die Glasurfarbe getestet. Dies ist ein wenig trickreich, da der Ton, der Quarz und das Eisen im Toneisenstein und Limonit einen Einfluß auf die Schmelztemperatur der Glasur haben.

Nach der ersten Experimentreihe war klar:

 

  • Ich hatte nicht nur Granit sondern auch Porphyr mit sehr wenig Feldspat gesammelt. 
  • Die Kreide als Trübungsmittel ist vorsichtig zu dosieren.
  • Der angenommene Feldspatgehalt war generell etwas zu hoch.

Nun wurde eine zweite Glasurprobenreihe angesetzt und letztendlich die optimale Glasurzusammensetzung ermittelt.

Die eingefärbte Glasur wurde auf Müsli-Schalen geschüttet, um das Glasurverhalten zu bestimmen. Man kann festhalten, daß die Glasur nicht zum Pinseln und nur bedingt zum Schütten geeignet ist und besser getaucht oder gespritzt wird, um einen möglichst gleichmäßigen Auftrag zu erreichen.

Der Farbton ist sehr warm und bei Sonnenlicht sieht die Glasur einem Bernstein sehr sehr ähnlich. Für mich ist die Ostseeglasur ein voller Erfolg, sowohl was den Sitz der Glasur als auch was die Farbe angeht. Diese Glasur passt meiner Meinung nach hervorragend zu der Idee von Wabisabi. Vier gesammelte natürliche Rohstoffe ergeben eine wunderschöne Farbe und eine sehr pflegeleichte Glasur.